Aus dem Galopperforum:
Wer ist Cyril Linette?
Die anstehenden Veränderungen im französischen Turf haben entscheidend mit der Person von Cyril Linette (48) zu tun, der seit einem halben Jahr der Generaldirektor des PMU ist. Während bei den Dachverbänden France Galop und LeTrot noch die Hippologen alter Bauart den Ton angeben, weht beim PMU nun ein völlig neuer Wind. Das zeigt sich auch beim Personal. Die alten Säcke fliegen raus, neue Gesichter werden eingestellt. Cyril Linette ist sozusagen der Reinhold Beckmann von Frankreich, denn als Reporter hat er früher Fußballspiele im Pay-TV kommentiert. Zuletzt war er der Boss der Sport-Tageszeitung L'Equipe. Seine Erfahrungen mit dem in Frankreich sehr beliebten Rugbysport sind ursächlich für die Umgestaltung der rennsportlichen Struktur mit einer Elite-Liga von Rennbahnen. So, wie man bei Heinz Baltus aus jeder Faser seine Begeisterung für den Trabrennsport herauslesen kann, wird bei Linette auf seinem Twitter-Account
https://twitter.com/cyrillinette?lang=de
die Passion für den Fußball deutlich.
Was sind die wichtigsten Überzeugungen von Cyril Linette, die sein künftiges Handeln beeinflussen werden?
* Risiko ist Trumpf. Nicht nur der PMU-Boss selbst, sondern auch France Galop-Präsident „Ede“ Rothschild haben betont, dass man jetzt ins Risiko gehen müsse. Im Sommer hatte Linette mit einem Interview für Aufsehen gesorgt, dass der französische Turf ohne einschneidende Reformen in fünf bis zehn Jahren am Ende sei. Ab Mitte Oktober werden wir die ersten Ergebnisse sehen.
* Sportwetten nur in Maßen. Linettes Vorgänger hatte wesentlich auf die Sportwetten gesetzt. Obwohl diese tatsächlich ein Wachstumsmarkt sind, hat es der PMU bisher nicht geschafft, erfolgreich daran zu partizipieren. Jetzt will Linette in gewisser Weise das Rad zurückdrehen und sich wieder mehr auf die Kernkompetenz des PMU, die Pferdewetten, konzentrieren.
* Qualität statt Quantität. Ihm ist es ein Dorn im Auge, dass der PMU die Wetter quasi rund um die Uhr mit Pferderennen zudröhnt. Das Angebot soll also gestrafft werden. Dies könnte auch Druck auf die ausländischen PMU-Partner bedeuten. Zum Beispiel, wer keine ausreichenden Starterzahlen (mindestens 10 pro Rennen) garantieren kann, fliegt raus. Linette hat keinen Hehl daraus gemacht, dass er die PMU-Auslandsrennen zu exotischen Tageszeiten kritisch sieht. Neusser PMU-Rennen am Dienstag um 11 Uhr könnten künftig einen schweren Stand haben.
* Das Fernsehen ist wichtig. Als ehemaliger TV-Mann hat er eine besondere Affinität zu diesem Medium, weiß aber auch, dass Veranstaltungen ohne Publikum auf dem Bildschirm auf Zuseher und Werbepartner ganz schlecht wirken. Die Schaffung attraktiver Großereignisse mit stolzen Zuschauerzahlen wird eine der Achsen des künftigen Handelns sein. Es ist auch die Rede davon, dass eventuell Mini-Meetings in Zukunft den Rennkalender verändern könnten.
* Die Elite-Liga muss es rausreißen. Die Dachverbände France Galop und LeTrot sollen sich auf Rennordnungsfragen und dergleichen beschränken, während die neue Kapitalgesellschaft das gesamte kommerzielle Geschäft für Galopper und Traber mit Wetten/Marketing/Medien/technischem Support managen soll. Es sieht ein bisschen so aus wie im deutschen Fußball die Zweiteilung in DFB und DFL und damit doch in etwa so, wie ich es schon vor zwanzig Jahren für den deutschen Turf vorgeschlagen hatte. Die beiden Münsteraner Reformer Sundermann & Tiedtke werden die Veränderungen in Frankreich wohlwollend zur Kenntnis nehmen, ist es doch auch Wasser auf ihre Mühlen.